Tragik und Verfassung der Allmende

Die gesamte Kritik an der Allmendewirtschaft wird im Begriff der „Tragedy of the Commons“ zusammengefasst, den Hardin 1968 prägte. Heute wird er im Kontext neoliberaler Argumentation benutzt. Hardin selbst war aber als Malthusianer eher für mehr Regelung als für Liberalisierung. Zudem könnten wir ihn heute zu den Wachstumskritikern rechnen. Der zugrunde liegende Gedanke ist ohnedies älter und stammt etwa aus der Zeit, als die Allmenden abgeschafft wurden. Er besagt in etwa, dass jeder die Allmende zu seinem Vorteil nutzt und damit belastet, aber umgekehrt nicht entsprechend für sie gesorgt wird, da daraus eben kein individueller Nutzen entsteht. Er wirkte in dieser Zeit besonders überzeugend, denn die erwähnten preußischen Gemeinheitsteilungen hatten in der Tat dazu geführt, dass die restlichen Allmenden überlastet und überweidet waren. Zudem ist der Gedanke der Nutzenmaximierung einer, der just um diese Zeit als Ausfluss kapitalistischer Wirtschaftsweisen erst Einzug in die Landwirtschaft gefunden hat. Und so muss man festhalten, dass neben dem Triumph der intensiven Landwirtschaft es eben dieser Gedanke und die Verfestigung eines radikalen (uneingeschränkten) bürgerlichen Eigentumsbegriffs sind, die das Ende der Allmende herbeiführen.

Was in dieser Sichtweise, die die Allmende nur als Spielfeld des Marktes wahrnimmt, außer Acht bleibt, ist dass die Existenz der Allmende immer durch soziale Regeln und deren Überwachung garantiert war, beispielsweise wurde so das Versetzen ihrer Grenzpfosten zugunsten des Privatlandes verhindert.  Unter dem Titel der „Verfassung der Allmende“ (Governing the Commons) hat Elinor Ostrom all das gründlich recherchiert und ausgearbeitet und kommt dabei u.a. zu dem Ergebnis, dass sie die Tragik der Allmende nirgends auf der Welt feststellen konnte, wo die Allmenden noch Allmenden waren. 2009 bekam sie dafür den Nobelpreis.

Umwelt und Wissen als neue Allmenden

 

Ein Gedanke zu „Tragik und Verfassung der Allmende“

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